Lebendige Partnerschaft braucht persönliche Begegnungen – Delegation aus dem Erzbistum nimmt am Partnerschaftstreffen in Magdeburg teil

„Verbunden durch gemeinsame Vergangenheit“ bezeugt ein Relief, das sich jeweils im Kreuzgang des Paderborner Doms als auch in der St. Sebastian Kirche in Magdeburg befindet. Es erinnert daran, dass das heutige Bistum Magdeburg von 1821 bis 1994 zum Bistum später zum Erzbistum Paderborn gehörte. Vor der Wallfahrt des Bistums Magdeburg auf die Huysburg bei Halberstadt am 3. September 2023 findet jeweils ein Treffen mit befreundeten Diözesen statt. Magdeburgs Bischof Dr. Gerhard Feige konnte in diesem Jahr Gäste aus Ost und West begrüßen: Aus dem Bistum Kaisadorys in Litauen, dem Bistümern Gniezno / Gnesen und Poznan / Posen in Polen, dem Bistum Chalons in Frankreich sowie eine Delegation aus dem Erzbistum Paderborn. Den Paderbornern ist die Teilnahme von Pfarrer Monsignore Andreas Kurte aus Brakel als Vertreter des Erzbistums, den Diakonen aus dem Erzbischöflichen Priesterseminar sowie von Bernd Weberink aus Holzwickede als diesjährigem Vertreter des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn eine liebgewordene Tradition.

Aufgrund einer langen gemeinsamen Geschichte pflegt das Erzbistum Paderborn eine besondere Verbindung zu seinem Suffraganbistum Magdeburg „Eine lebendige Partnerschaft braucht persönliche Begegnungen. Dafür möchte ich mich auch weiter einsetzen“, bekräftigt Monsignore Kurte, der regelmäßig an der Diözesanwallfahrt des Bistums Magdeburg teilnimmt.

Das Kennenlernen und der Austausch der Delegationen über Themen der Weltkirche sowie wichtige Fragen der jeweiligen Bistümer ist Schwerpunkt des ersten Begegnungsabends. Für die Teilnehmer aus Polen stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich der „Synodale Weg“ der Katholischen Kirche in Deutschland weiterentwickelt. Als Teilnehmer an den Synodalversammlungen konnte Magdeburgs Bischof Dr. Gerhard Feige kompetent Rede und Antwort stehen. Am Samstag besuchten Gastgeber und Gäste das Kloster Helfta, wo sie eine Hl. Messe mit den Schwestern feierten. Dem schloss sich ein Gespräch mit der neuen Priorin des Klosters Helfta, Schwester Maria Katharina Hauschild an, die seit Juli 2023 dem Konvent vorsteht. Der Samstag-Nachmittag stand im Zeichen der Ökumene: In der Lutherstadt Eisleben wurde die Taufkirche von Martin Luther besucht, die vor einigen Jahren eindrucksvoll umgestaltet wurde und heute als „Zentrum Taufe“ dient. Auch das Geburts- und Sterbehaus des Reformators wurden besucht.

Bistumswallfahrt: Begegnung und Stärkung

„Für mich ist die Magdeburger Bistumswallfahrt auf die Husyburg jedes Jahr so etwas wie ein großes Pfarrfest“, erklärt Domkapitular Andreas Kurte. 2.500 Pilgerinnen und Pilger aus dem ganzen Bistum Magdeburg waren der Einladung zum Gebet und zur Begegnung gefolgt. Die Wallfahrt stand unter dem Leitwort „Mach den Raum deines Zeltes weit“. „Diese Weite war bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu spüren!“, betont der Leiter der Delegation aus dem Erzbistum Paderborn. Bischof Feige hob hervor, wie viele Gruppen in diesem Jahr den Festgottesdienst mitgestaltet haben: Bereits die Begrüßung zum Gottesdienst fand in mehreren Sprachen statt. Chöre und Musiker aus dem Bistum sowie eine Band mit Sängerinnen und Sängern aus der Förderstätte Schelkau gestalten den Gottesdienst musikalisch.

Die Wallfahrtswiese mit den vielen unterschiedlichen Ständen lud im Anschluss an den Festgottesdienst zu Begegnung und Information ein und vermittelte ein buntes und lebendiges Bild. Aber auch die Stille und das persönliche Gebet kamen an diesem Tag nicht zu kurz: In einer Seitenkapelle der Huysburger Kirche befindet sich eine Kopie der Muttergottes vom Paradiesportal des Paderborner Doms. Die zahlreichen Kerzen vor diesem Bild zeigen, wie viele Beterinnen und Beter an diesem Tag mit ihren Anliegen zur Muttergottes auf der Huysburg kommen.

„Ich komme hier seit Jahren hin und gehe immer wieder gestärkt nach Hause“, erklärt eine Teilnehmerin. „Besser kann dieser Tag nicht zusammengefasst werden! Solche Orte und Begegnungen sind nicht nur den Christinnen und Christen in der extremen Diaspora des Bistums Magdeburg zu wünschen. Als Christen benötigen wir alle solche Tankstellen, Orte der gegenseitigen Stärkung und Ermutigung“, schaut Domkapitular Andreas Kurte auf die diesjährige Fahrt ins Bistum Magdeburg.

Verbindung zwischen dem Bistum Magdeburg und dem Erzbistum Paderborn

Eine gemeinsame Geschichte verbindet das Bistum Magdeburg und das Erzbistum Paderborn: Die Geschicke beider Bistümer waren erstmals im 17. Jahrhundert verknüpft, spätestens seit 1821, als Magdeburg der Verwaltung durch das Bistum Paderborn zugeteilt wurde. Seit über 20 Jahren wird diese historische Verbundenheit in einer offiziell besiegelten Partnerschaft gelebt.

Im Jahr 968 wurde Magdeburg als Erzbistum errichtet, ging aber während der Reformation mitsamt seinen zugeordneten Bistümern unter. Die Folge war eine wechselvolle Geschichte kirchlicher Zuordnung. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Paderborner Fürstbischöfe mit der Sorge für das Magdeburger Gebiet betraut. 1821 regelte das von Papst Pius VII. erlassene Schreiben „De Salute Animarum“ schließlich, dass das „Kommissariat Magdeburg“ dem Bischof von Paderborn zur ständigen Verwaltung übergeben wurde.

Durch die Teilung Deutschlands im Jahr 1949 wurde der Kontakt zwischen dem Ostteil, dem erzbischöflichen Kommissariat, und dem Westteil des Erzbistums Paderborn schwieriger. Ab 1949 wurde ein zweiter Weihbischof mit Sitz in Magdeburg ernannt, der den Erzbischof im Ostteil vertrat. Bis Mitte der 1950er Jahre gingen immer noch Neupriester aus dem Westen in das Kommissariat Magdeburg, um hier ihren Dienst zu tun. 1973 wurde mit Bischof Johannes Braun ein apostolischer Administrator für das nun neu errichtete Bischöfliche Amt Magdeburg ernannt.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands begann ein neues Kapitel: Kurz nach dem Mauerfall nahm das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn als Vertretung der Laien Kontakt zu den katholischen Laien im „Bischöflichen Amt Magdeburg“ auf. Der nächste Schritt war der 8. Juli 1994: Magdeburg wurde ein eigenständiges Bistum und dem Erzbistum Paderborn als Suffraganbistum zugeteilt. Diese lange historische Verbundenheit wurde mit einer Partnerschaft offiziell gemacht: Am 30. Oktober 1994 unterzeichneten der Magdeburger Bischof Leo Nowak und der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt eine Partnerschaftsurkunde.

Um die Partnerschaft mit Leben zu füllen, wurden konkrete Vereinbarungen getroffen: Die Liborius-Kapelle im Roncalli-Haus in Magdeburg und eine Wandtafel, die im Kreuzgang des Hohen Domes in Paderborn hängt, sind bleibende Zeichen der Verbundenheit. Gegenseitige Einladungen zum Liborifest und zur Wallfahrt des Bistums Magdeburg auf der Huysburg gehören ebenso zur Partnerschaft wie jährliche gemeinsame Sitzungen der Geistlichen Räte beider Bistümer. An den Tagungen der Priesterräte beider Bistümer nimmt jeweils ein Vertreter aus dem Priesterrat des Partnerbistums teil. Ebenso arbeiten die Bereiche des Erzbischöflichen Generalvikariates Paderborn und die Hauptabteilungen des Bischöflichen Ordinariats in Magdeburg, die Diözesan-Caritasverbände oder die Laiengremien zusammen.

Im Juli 2009 wurde vom Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige und vom mittlerweile emeritierten Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker eine aktualisierte Vereinbarung unterzeichnet. Sie stärkte die bestehenden Kooperationen und machte die Pflege der Partnerschaft ganz offiziell zur „Chefsache“, indem sie in die Hände der Generalvikare gelegt wurde.

Foto: Delegationen aus verschiedenen Ländern Europas kommen zur Wallfahrt des Bistums Magdeburg auf die Huysburg, unter anderem eine Delegation aus dem Erzbistum Paderborn um Domkapitular Monsignore Andreas Kurte. Ein Austausch- und Besuchsprogramm gehört dazu. Foto: Erzbistum Paderborn

Veröffentlicht am 05.09.2023