Kommentar
Kommentar von Nadine Mersch und Jan Hilkenbach (Vorsitzende des Diözesankomitees) zur „Instruktion zur Pastoralen Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der Missionarischen Sendung der Kirche“
27.07.2020
Die ersten Seiten der „Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ geben durchaus Grund zur Hoffnung. Die Bedeutung der Gemeinde für Begegnung, Nächstenliebe und die frohe Botschaft Jesu Christi werden beschrieben. Ja, es werden auch das Netz geschwisterlicher Beziehungen und neue Formen erwähnt. Aber dann: Nur ein Pfarrer könne eine Gemeinde leiten, dem Gottesdienst vorstehen und Garant für die Heilserfüllung der Gläubigen und der Kirche sein. Die Idee von geschwisterlicher Kirche und die Erkenntnis, dass die Gemeinde sich enorm verändert hat und weiter verändern wird, finden hier keinen Wiederhall. Die Realität in vielen Ortskirchen wird ausgeblendet. Auf Fragen der Gegenwart werden Antworten der Vergangenheit gegeben. Die Verbindung von allgemeinem und sakramentalem Priestertum aller Getauften wird mit Füßen getreten. Für uns ist dieses Dokument eine große Enttäuschung.
Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland ringt derzeit intensiv um die Frage, wie allgemeines und sakramentales Priestertum heute im Sinne der Botschaft Jesu Christi und zum Heil der Menschen und der Kirche gelebt werden kann. Die Fragen von Macht und Gewaltenteilung sind ein wichtiger Schwerpunkt der Beratungen. Welches Personale Angebot brauchen wir in unserer Kirche, um den Menschen Beheimatung, Orientierung, spirituelle Tiefe anzubieten. Die Mitwirkung aller Getauften an Liturgie, Verkündigung und auch an der Verantwortung für die konzeptionellen und wirtschaftlichen Geschicke vor Ort werden in Deutschland diskutiert und seit Jahren gelebt, bzw. erprobt. Wir fragen uns: Warum sollen wir uns diese mutmachenden Erfahrungen kaputt machen lassen?
Es ist traurig, aber leider muss auch das erwähnt sein. Frauen werden im gesamten Schreiben aus Rom gar nicht erwähnt, was aus unserer Sicht die Kleruszentrierung und das Beharren auf einer Männerkirche manifestiert.
Im Erzbistum Paderborn macht das Zukunftsbild andere Aussagen als die römische Instruktion: „Miteinander dürfen Priester und Laien, Hauptberufliche und Ehrenamtliche, Frauen und Männer es wagen, wechselseitig Vertrauen zu schenken und Verantwortung zu übertragen und zu übernehmen.“ In diesem Sinne gehen wir im Erzbistum Paderborn seit 2014 gemeinsame Schritte in die Zukunft. Darauf wollen wir aufbauen und nicht mehr dahinter zurückfallen.
Unsere gewählten Mitglieder in Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen setzen sich täglich dafür ein, die Aufgaben in den Gemeinden zu bewältigen und einen Ort zu schaffen, der für die Menschen Glaubenserfahrungen ermöglicht und Gemeinschaft bietet. Doch diese Wahlen ergeben nur einen Sinn, wenn sie im Anschluss mit Entscheidungsbefugnissen verbunden sind. Gemeinschaftliche Leitung darf kein Fremdwort bleiben. Für viele der Engagierten sowie die vielen pastoralen Mitarbeitenden, die eine geschwisterliche und dialogische Kirche wollen, stellt die Instruktion der Kleruskongregation einmal mehr eine Entmutigung dar. Unsere Kirche als Gemeinschaft der Getauften vertritt ein Menschenbild, dass Gott alle Menschen mit der gleichen Würde und den gleichen Rechten ausstattet. Dieses Menschenbild wollen wir auch in unseren Gemeinden, den Gremien und mit allen, die sich in den Dienst der Kirche stellen leben. Wir gehen davon aus, dass der in unserem Erzbistum eigeschlagene Weg bestehen bleibt. Es gibt für uns keine Anzeichen, daran zu zweifeln – das ist gut so. Unseren Erzbischof und die ganze Deutsche Bischofskonferenz rufen wir auf:
Seid mutig– lasst Euch nicht abbringen von unserem gemeinsamen Weg!