„Sie bewegt sich doch“ – Fazit zu den ersten Beschlüssen des Synodalen Weges
Paderborn, 07.02.2022. Am Samstag, 5. Februar, ging die dritte Vollversammlung des Synodalen Weges – des Reformprojekts der katholischen Kirche in Deutschland – in Frankfurt zu Ende. „Endlich packen wir die heißen Eisen an, die seit langem besprochen aber nicht konkret bearbeitet wurden“, sagt Jan Hilkenbach, Vorsitzender des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn und Mitglied der Synodalversammlung. Zu diesen heißen Eisen zählen u. a. die Zulassung von verheirateten Priestern sowie die Zulassung von Frauen zum kirchlichen Amt und Segensfeiern für gleichgeschlechtliche und geschieden wiederverheiratete Paare. Nadine Mersch, ebenfalls Vorsitzende des Diözesankomitees und Synodale für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), betont, dass diese Themen nicht nur die Theologie betreffen, sondern ganz konkrete Auswirkungen für die Gläubigen vor Ort haben werden: „Beispielsweise haben wir eine Mitbestimmung der Gläubigen bei der Wahl der Bischöfe beschlossen. Sollte es also einen neuen Paderborner Erzbischof geben, könnten die Gläubigen in dessen Wahl stärker einbezogen werden.“ Dies könne sogar ohne Zustimmung des Vatikans auf Grundlage des geltenden Kirchenrechts im Erzbistum Paderborn umgesetzt werden.
„Die Arbeit ist noch nicht vorbei – sie fängt gerade erst an“, ist sich Jan Hilkenbach der bevorstehenden Aufgaben bewusst. Nach der Vollversammlung gelte es, die beschlossenen Texte in die konkrete Praxis zu überführen. Dass es dabei aber nicht ohne den Vatikan und dessen Zustimmung bei manchen Themen geht, räumen Mersch und Hilkenbach unumwunden ein. „Wir sind Teil der katholischen Weltkirche. Dementsprechend können wir nicht alle Themen alleine in Deutschland besprechen und lösen.“ Deshalb sind die Spitzen des Synodalen Weges aufgefordert, die beschlossenen Voten beim Papst vorzubringen und auch in den weltweiten synodalen Prozess einzubringen.
Auch in Deutschland sind der Synodale Weg und die Bearbeitung der Themen noch nicht abgeschlossen. Einige Texte mit konkreten Handlungsschritten werden im Herbst in die zweite Lesung genommen und erst dann abschließend abgestimmt. „Wir sind auf einem gemeinsamen Weg. Wir ringen intensiv um die Themen, wägen gut ab und gehen Kompromisse ein. Alle Meinungen sind gleich wichtig und müssen in die Entscheidungen einfließen“, so Nadine Mersch über die Arbeitsweise des Synodalen Weges. Die Arbeitsweise und Ergebnisse des bisherigen Weges seien sehr ermutigend. „Es bedarf einer grundsätzlichen Überprüfung der bestehenden herrschenden Strukturen und Machtverhältnisse. Wir arbeiten an einer neuen Kultur in unserer Kirche“, so Jan Hilkenbach. Der Synodale Weg selbst ist ein wichtiger Schritt hin zu einer glaubwürdigeren Kirche.
Allerdings seien die genannten Punkte nicht alleine ausreichend. Ganz besonders an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt müsse die Kirche in Deutschland parallel intensiv weiter arbeiten und die Prävention zusätzlich stärken, erläutern Mersch und Hilkenbach. Insgesamt ziehen Nadine Mersch und Jan Hilkenbach als Vorsitzende des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn ein positives Fazit der Synodalversammlung. Sie betonen, dass es nun gelte, den Synodalen Weg, der noch bis zum kommenden Jahr konzipiert ist, konsequent zu Ende zu gehen und die beschlossenen Texte wirksam umzusetzen.