Über 1000 Menschen sehen Foto-Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ im Hohen Dom

Im Rahmen des diesjährigen Libori-Festes präsentierte das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn die bewegende Foto-Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ im Alten Kapitelsaal des Hohen Domes. Die Resonanz war eindrucksvoll: Mehr als 1000 Menschen nutzten die Gelegenheit, sich zwischen dem 27. Juli und dem 1. August mit den Worten und Erfahrungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext auseinanderzusetzen.

Auch Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz besuchte die Ausstellung persönlich. In seinem Statement betont er: „Die Menschen, die ihrem Leid hier ihr Gesicht geben, zeigen viel Mut! Wir können dafür nur dankbar sein, denn sie helfen uns, nicht wegzuschauen. Die Lebenszeugnisse Betroffener erzählen von zerstörten Hoffnungen, von einem bis ins Mark erschütterten ‚Vertrauen ins Morgen‘, zugleich erzählen sie auch vom Überleben“, machte der Paderborner Erzbischof deutlich. Die Ausstellung sei deshalb „ein mahnender Appell an uns alle, wachsam und sensibel zu sein und mutig zu handeln, um Kinder vor allen Formen der Gewalt zu schützen, damit ihr ‚Vertrauen ins Morgen‘ gestärkt wird“, so der Paderborner Erzbischof mit Blick auf das diesjährige Libori-Leitwort. [1]

Das Diözesankomitee als Veranstalter zeigt sich tief bewegt vom Zuspruch und der intensiven Auseinandersetzung der Besucher*innen. Nadine Mersch, Vorsitzende des Diözesankomitees, erklärt: „Diese Ausstellung ist kein einfacher Ort. Sie konfrontiert uns mit Schmerz und mit Verantwortung. Und doch zeigt sie auch: Veränderung ist möglich – wenn wir den Betroffenen zuhören und uns an ihre Seite stellen.“ Jan Hilkenbach, Vorsitzender des Diözesankomitees, betont: „Die große Resonanz auf die Ausstellung ermutigt uns. Sie zeigt, dass viele Menschen in unserer Kirche bereit sind, sich der Realität zu stellen – und dass Betroffene gesehen, gehört und ernst genommen werden müssen. Notwendige Veränderungen in der Kirche müssen angegangen und weiterhin konsequent umgesetzt werden – das haben viele Menschen nach dem Besuch der Ausstellung zurückgemeldet.“

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Menschen, die sexualisierte Gewalt in der Kirche erfahren haben. In persönlichen Texten und großformatigen Porträts treten sie selbstbewusst in die Öffentlichkeit, berichten von Leid, Mut und ihrem Engagement für Aufarbeitung und Veränderung. Die Ausstellung setzt damit ein starkes Zeichen gegen das Schweigen und verweist auf die anhaltende Verantwortung kirchlicher und gesellschaftlicher Strukturen.

Zusätzlich war der ausgewählte Entwurf von Christoph Brech für das Denk- und Mahnmal zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum Paderborn im Rahmen der Ausstellung zu sehen. Mit ihm sollen die Opfer sichtbar einen Platz am Dom und damit in der Kirche von Paderborn bekommen. Als möglicher zukünftiger Standort des Denk- und Mahnmals wird laut Erzbistum das Atrium auf der Nordseite des Domes genannt.

Kuratiert wurde die Ausstellung „Betroffen zeigen Gesicht“ von Dr. Ilonka Czerny von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen. Es entstand eine Präsentation, die unter die Haut geht, zum Nachdenken anregt und Raum schafft für Auseinandersetzung, Anerkennung und Solidarität.

Die Wanderausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ wurde bereits an zahlreichen Orten in Deutschland und im Erzbistum Paderborn gezeigt – stets mit großem Zuspruch. Das Diözesankomitee griff das Thema bereits im Rahmen seines diesjährigen Pfingstempfangs auf und kam dabei mit Mitwirkenden der Ausstellung ins Gespräch. Die Ausstellung machte anschließend Station im Citykloster Bielefeld und in der Kulturkirche Kirchhundem-Silberg.

Das Diözesankomitee ist die demokratisch gewählte Vertretung der katholischen Lai*innen aus den Pfarrgemeinderäten und den katholischen Verbänden im Erzbistum Paderborn und damit der Paderborner Mosaikstein im Laienapostolat Deutschlands.

1: Zitiert nach: Erzbistum Paderborn/ Maria Aßhauer: „Zerstörtes Leben erhält Gesicht und Stimme“; 30. Juli 2025; https://www.erzbistum-paderborn.de/news/zerstoertes-leben-erhaelt-gesicht-und-stimme/

Veröffentlicht: 01.08.2025