Diözesankomitee Paderborn fordert konsequente und transparente Aufklärung von sexualisierter Gewalt in der Kirche

Paderborn, 27.02.2021. Angesichts der aktuellen Ereignisse in der katholischen Kirche in Deutschland erneuert das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn seine Forderung nach einer konsequenten und transparenten Aufklärung sexualisierter Gewalt. Die Vorsitzenden des Diözesankomitees, Nadine Mersch und Jan Hilkenbach, betonen, dass die Perspektive der Betroffenen dabei im Mittelpunkt stehen muss: „Die sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche erschüttert uns – das Leid der Betroffenen erfordert jegliche Anstrengung für eine konsequente Aufarbeitung.“

Die Vollversammlung des Diözesankomitees hatte sich u. a. im Juni 2019 mit dem Thema der sexualisierten Gewalt befasst und eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese hatte sich seitdem u. a. mit den Interventionsbeauftragten des Erzbistums zu einem Austausch getroffen. Nun befasste sich das Diözesankomitee auf einer am 26./27. Februar digital stattgefundenen Vollversammlung erneut mit der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Paderborn.

Die Mitglieder des Diözesankomitees verdeutlichten, dass sie die Schritte des Erzbistums zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt begrüßen, diese jedoch nicht als ausreichend erachten. In einem von der Vollversammlung verabschiedeten Beschluss plädiert das Diözesankomitee dafür, die Aufarbeitungsstudie, die das Erzbistum bei einer Historikerin der Universität Paderborn in Auftrag gegeben hat, zu erweitern. Die Studie untersucht Fälle von sexualisierter Gewalt für die Amtszeiten der Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt aus historischer Perspektive und deckt somit den Zeitraum von 1941 bis 2002 ab. Die Mitglieder des Diözesankomitees fordern, den Untersuchungszeitraum auszuweiten und auch die Jahre nach 2002 in den Blick zu nehmen. Des Weiteren seien neben den historischen auch psychologische oder soziologische Sichtweisen notwendig, um systemische Konsequenzen ziehen und Veränderungsbedarfe eruieren zu können.

Darüber hinaus erinnerte das Diözesankomitee an die von der Deutschen Bischofskonferenz am 28. April 2020 verabschiedete gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, die u. a. die Einsetzung einer Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs auf der Ebene der Diözesen vorsieht. Solch eine Kommission ist bisher im Erzbistum nicht eingerichtet worden. Daher plädiert das Diözesankomitee mit Nachdruck dafür, solch eine Kommission unverzüglich einzurichten, um der Ernsthaftigkeit der Aufarbeitung zu entsprechen. Auch forderte das Diözesankomitee den Erzbischof auf, die genannte Erklärung gegenzuzeichnen oder eine dementsprechende Äquivalenzerklärung abzugeben.

Heribert Zelder als Leiter der Arbeitsgruppe des Diözesankomitees zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt betonte dabei, dass das Diözesankomitee es gerade angesichts der gegenwärtigen Lage der katholischen Kirche in Deutschland für dringend geboten hält, ein sichtbares Zeichen des glaubhaften und nachhaltigen Handelns im Erzbistum Paderborn zu setzen: „Nur so können wir glaubhaft sein.“