Unsere klare Haltung ist gefordert

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Zutiefst schockiert und beunruhigt sind wir im Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn über den rechtsextremen Anschlag, der auf die Synagogengemeinde und die Stadtgesellschaft von Halle (Saale) am Jom Kippur-Feiertag verübt worden ist.

Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen und bei allen Jüdinnen und Juden, die sich durch diesen Anschlag, aber auch zahlreiche andere antisemitisch motivierte Angriffe bedroht fühlen müssen. Dieser Anschlag ist auch ein Angriff auf unser demokratisches Miteinander, das Menschen zusichert, in Freiheit, Würde und Teilhabe unabhängig von ihrer Religion, ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Einstellung zu leben.

Der Anschlag in Halle, Terror gegen Jüdinnen und Juden, Holocaustleugnung und die Inszenierung im Netz zeigen das Muster von rechtsextremem Terror. Auch wenn der Täter die Tat allein ausgeführt haben will, stützte er sich auf ein rassistisches Netzwerk und dessen Pamphlete. Ein ähnliches Muster weist der hinterhältige Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke auf.

Die rassistische und antisemitische, aber auch die islamfeindliche Hetze, die rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien und Bewegungen - deutlich erkennbar auch auf dem Gebiet unserer Erzdiözese - verbreiten, bildet den Nährboden für Gewalt und Terror. Vor dem Hintergrund ähnlicher Entwicklungen in der jüngeren deutschen Geschichte beunruhigt und alarmiert uns seit geraumer Zeit, der zu beobachtende Anstieg von Antisemitismus, Islam- und Fremdenfeindlichkeit und von Rassismus sowie die sinkende Hemmschwelle für rechts- extremen Hass und Gewalt zutiefst.

Wir alle sind aufgerufen, einzugreifen und zu widersprechen, wenn Menschen bedroht, ausgegrenzt und beleidigt werden, wenn unsere vielfältige Gesellschaft und Freiheiten verhöhnt und attackiert werden. Unsere Kultur und unsere rechtsstaatliche Demokratie sind stark, wenn wir sie entschieden vertreten und entschlossen verteidigen. Das Diözesankomitee im Erzbistum appelliert an die politisch Verantwortlichen in Städten und Gemeinden, auf Landes- und Bundesebene, den Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Gewalt gegen jedwede Religionsgemeinschaft und Rassismus ernst zu nehmen, bedrohten Menschen den notwendigen Schutz zu bieten und gleichzeitig in Präventionsprogramme gegen Rechtsextremismus zu investieren. Von allen Verantwortlichen in Pfarrgemeinden, in Verbänden und in den Kirchenleitungen erwarten wir, dass sie aktiv und unmissverständlich Stellung beziehen für eine freie und solidarische Gesellschaft mit Herz und Hirn gegen Hass und Hetze.

Beschlossen am 16.11.2019 in Paderborn